In den Tagen von Hohem Donnerstag, Karfreitag und der Osternacht, feiert die Christenheit das Zentrum ihres Glaubens: Die Erlösung durch Jesus Christus. Die Liturgie der Kirche spannt in diesen Tagen ein pädagogisches Gesamtkunstwerk, wie es sonst kaum eines gibt. Der Mensch braucht Rituale, feste Zeiten, Momente der Innerlichkeit. So heisst es beim kleinen Prinz von Antoine de Saint Exupéry: „Es muss feste Bräuche geben. Auch etwas in Vergessenheit Geratenes. Es ist das, was einen Tag vom andern unterscheidet, eine Stunde von den andern Stunden“.
Unterschiedlicher könnten die „Drei Heiligen Tage“ kaum sein. Die Spanne eines ganzen Lebens verdichtet sich hier mit all seinen Höhen und Tiefen, mit seinen hellen und dunklen Schattierungen. Und dies kommt in der katholischen Liturgie auf beeindruckende Weise zum Ausdruck. Drei Tage, drei Feste, drei Stunden, die liturgisch zusammenhängen und doch eine einzige Feier sind.
Am Gründonnerstag, auch Hohen Donnerstag, feiert die Gemeinde in Erinnerung an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, den Beginn des „Triduums“. Feierlich werden die Tage des Mysteriums der Erlösung eröffnet. Zum Gloria läuten alle Glocken. Die Orgel spielt festlich auf. Dann verstummt alles und die Liturgie wird besinnlich. Im symbolträchtigen Geschehen der Fusswaschung, die der Priester an 12 Gemeindemitgliedern vornimmt, soll deutlich werden, dass jeder kirchliche Dienst dienenden Charakter hat. In der Abendmahlsmesse wird der Einsetzung des neutestamentlichen Priestertums sowie des Sakramentes des Herrenmahls, der Eucharistie oder auch Hl. Messe erinnert. Die Gläubigen empfangen die Hl. Kommunion unter den Gestalten von Brot und Wein. Diese Nacht ist die des bevorstehenden Verrats durch Judas. Jesus betet im Garten Getsemani am Fusse des Ölbergs, wo er noch in der Nacht verhaftet wird. Deswegen wird im Zeichen der Altarentblössung die ganze Kirche entleert. Die Gemeinde macht sich durch eine Ölbergprozession auf den nächtlichen Weg zur Nachtwache der Jugend, die in der Kirche übernachtet. Gebetsnächte widmen sich dem Geschehen auf dem Ölberg und der Passion Jesu.
Der Karfreitag steht im Zeichen des Leidens und des Kreuzestodes Christi. Es ist Brauch, dass Orgel und Glocken aus Trauer über Jesu Tod schweigen. Die Ministranten rufen stattdessen mit den „Karfreitagsratschen“ zu den Gottesdiensten. An diesem Tag der Trauer versammelt sich die Christenheit um das Leiden und Sterben ihres Herrn zu bedenken. Die Karfreitagsliturgie ist in ihrer Form einmalig und die schlichteste Feier im Kirchenjahr. Zu Beginn wirft sich der Priester in „Prostratio“ auf den Boden. Die Passion wird verlesen und das Sterben Jesu als Erlösungssieg gefeiert. In den grossen Fürbitten betet die Kirche, dass das Leiden des Herrn fruchtbar werde für die Welt. Zur Kreuzverehrung wird das Kreuz mit dem Ruf „Ecce lignum crucis“ herbeigebracht - „Seht das Holz des Kreuzes“. Das Kreuz wird dreimal feierlich erhoben und enthüllt. Die Gemeinde antwortet jeweils „Venite adoremus“ – „Kommt, lasset uns anbeten“, sie kniet anbetend nieder und verehrt den Gekreuzigten, indem die Gläubigen Rosen ablegen. In Stille endet die Feier und lädt so zur Verinnerlichung und zum persönlichen Gebet ein.
Die Osternacht ist gleichsam das „Herzstück aller Liturgie“ und die „Nacht der Nächte“. Die Kirche erwartet in ihr zunächst die Auferstehung und feiert sie dann aufs festlichste. Die Osternacht beginnt vor der Kirche im Freien. Dort segnet der Priester das Osterfeuer, bereitet und entzündet daran die neue Osterkerze. In einer Prozession wird die Osterkerze in das dunkle Gotteshaus getragen, unter dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi “ - „Christus, das Licht “. Das Licht der Osterkerze wird an alle Mitfeiernden weitergegeben. Es folgt das gesungene Osterlob, das sogenannte Exsultet. Die folgenden Lesungen werden nur von Kerzenlicht begleitet und jeweils von Gesang und Gebet unterbrochen. Beim Gloria wird es aussergewöhnlich feierlich: Die Orgel setzt wieder ein, alle Glocken läuten und das Licht wird angemacht – Christus ist auferstanden! Zum Evangelium erklingt zum ersten Mal seit Aschermittwoch wieder das Halleluja. Nach der Allerheiligenlitanei wird das Taufwasser geweiht. Alle Anwesenden erneuern dabei ihr Taufversprechen und werden mit dem Osterwasser besprengt. Die Nacht schliesst mit der österlichen Eucharistiefeier und dem Empfang der Osterkommunion.
Es lohnt sich für jeden, das gesamte „Triduum Sacrum“ einmal mitzufeiern. Ein intensiveres Ostererlebnis gibt es fast 2000 Jahre nach der Auferstehung nämlich kaum. Ostern – Eintreten in den uralten Kreis.
Die Kath. Pfarrei Davos feiert das „Triduum“:
Gründonnerstag, 20.00 Uhr, Herz-Jesu-Kirche. Karfreitag, 17.00 Uhr, Marienkirche. Ostersamstag, 20.30 Uhr, Marienkirche.