Für Pater Thomas Fernandes wird das kommenden Wochenende ein ganz besonderes werden: 38 Jahre wirkte er als Priester in Davos. Nun feiert er mit der Katholischen Pfarrei am Samstag, 7. März um 17.00 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche und am Sonntag, 8. März um 10.15 Uhr in der Marienkirche unter Mitwirkung des Kirchenchores, sein goldenes Priesterjubiläum. Laut Vorgaben des Kantons muss der anschliessende Festapéro aufgrund aktueller Präventionsmassnahmen leider entfallen.
1941 im indischen Goa geboren, führte ihn sein Weg nach dem Abschluss der Schule und einer Zeit als Büroangestellter in die Ordensgemeinschaft des Hl. Franz von Sales (Ordenskürzel MSFS). 1966 sandte ihn die Ordensleitung nach dem Noviziat zum Theologiestudium nach Chur. Dort sollte er die deutsche Sprache lernen. Nach der Priesterweihe 1970 wurde er Vikar in der Pfarrei Herz-Jesu in Zürich. Aufgrund seiner guten Englischkenntnisse sandte ihn der damalige Bischof Dr. Johannes Vonderach 1974 als Vikar an die Marienkirche Davos, um im Sanatorium Projuventute die Seelsorge an den englischsprachigen Patienten, vor allem Kinder, zu übernehmen. Damals hatte Davos zahlreiche Priester. An der Marienkirche waren ein Pfarrer und zwei Vikare sowie an der Herz-Jesu-Kirche ein Pfarrer und ein Vikar tätig. Daneben waren in den Kliniken und Klöstern zusätzlich Priester stationiert um die vielfältige Seelsorgearbeit bewältigen zu können.
Davos Dorf wird neue Heimat
1978 übernahm Pater Thomas das Pfarr-Rektorat der Herz-Jesu-Kirche in Davos Dorf mit der Wallfahrt «Maria Schnee» an der Tschuggenkapelle. Dort wirkte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012. Ganze 34 Jahre lang prägte Pfarrer Fernandes das kirchliche Leben in Davos, acht Jahre gar als Dekan in Mittelbünden. Auch in Klosters wurde er immer wieder zu englischsprechenden Hl. Messen gerufen. Seine Tätigkeitsfelder waren herausfordernd: ob Religionsunterricht, Klinikseelsorge, Begleitung und Betreuung zahlreicher Erstkommunionsgruppen und der Ministranten, die Vorbereitung zu den Erstbeichten und Firmungen, die Feier von Hochzeiten und Beerdigungen, Taufen, zahlreiche Beichtgespräche und die Seniorenseelsorge: Pfarrer Fernandes war für die Menschen da. Mit viel Engagement setzte er sich 1990 für die Renovierung der Herz-Jesu-Kirche ein und sorgte zudem dafür, dass die Herz-Jesu-Kirche zu einer neuen Orgel kam. Dass Davos seine zweite Heimat wurde zeigte sich auch daran, dass er das Davoser Bürgerrecht erhielt. Trotzdem führte ihn sein Weg immer wieder in seine indische Heimat Goa. Dort unterstützte er über Jahrzehnte diverse Hilfsprojekte, vor allem ein Waisenhaus. Viel finanzielle Unterstützung konnte dort durch Davoser Spenden Gutes bewirken und der damals grossen Armut entgegenwirken.
Pilzeln und Tischtennis
Berühmt ist das Tischtennistalent von Pfarrer Fernandes. Manche Ministranten und Jugendliche unterlagen nach einem berüchtigten Tischtennismatch seinem Können. Sobald es möglich wurde war Pater Thomas in den Davoser Wäldern unterwegs um Pilze zu sammeln. Er kennt bis heute die besten Pilzplätze. Auch sein Kochtalent mit der indischen Küche galt und gilt als herausragend. Zahlreiche Davoser hat er mit seiner Küche begeistert.
Mit Leib und Seele Priester
In der Nachfolge der Apostel ist die Aufgabe des Priesters die Verkündigung des Evangeliums, die Spendung der Sakramente, insbesondere das der Eucharistiefeier sowie die sakramentalen Segnungen. Der Priester handelt dabei „in persona Christi“. Das Sakrament der Priesterweihe verleiht dazu ein unauslöschliches Prägemal als eine immerwährende innerste Verbundenheit mit Jesus Christus. Dies legitimiert die Fortführung priesterlicher Funktionen in der Kirche Christi. Die katholische Kirche verbindet mit dieser Theologie den Zölibat, den Jesus als Lebensform selbst gelebt hat. Die Bischöfe der katholischen und orthodoxen Kirche stehen in der ungebrochenen Sukzession der Apostel, die durch Handauflegung und Weihegebet weitergegeben wird und zum Handeln im Namen Jesu Christi legitimiert. Deswegen bleibt ein Priester Priester, auch wenn er in der Funktion als Pfarrperson schon lange pensioniert ist.