Generationen von Davosern ist Pater Thomas ein Begriff: 38 Jahre wirkte er als Priester in Davos, zuletzt als Ruhestandsgeistlicher, wohnhaft im Zentrum Guggerbach. Am 14. Juni 2025 ist er verstorben.
1941 im indischen Goa geboren, führte ihn sein Weg nach dem Schulabschluss in die Ordensgemeinschaft des Hl. Franz von Sales (Ordenskürzel MSFS). 1966 sandte ihn die Ordensleitung nach dem Noviziat zum Theologiestudium nach Chur. Dort sollte er die deutsche Sprache lernen. Nach der Priesterweihe 1970 wirkte er als Vikar in Goa und dann in der Pfarrei Allerheiligen in Zürich.
Aufgrund seiner guten Englischkenntnisse entsandte ihn der damalige Bischof Dr. Johannes Vonderach von 1974-78 zur Ausbildung als Vikar an die Pfarrei St. Maria in Davos Platz, um im Sanatorium Projuventute die Seelsorge an den englischsprachigen Patienten zu übernehmen. Damals hatte Davos 17 Priester! Heute mit Dekan Susak und Vikar Niederberger noch zwei. Allein an der Marienkirche am Platz waren ein Pfarrer und zwei Vikare, im Dorf an der Herz-Jesu-Kirche ein Pfarrer und ein Vikar tätig. Daneben waren in den Kliniken und Klöstern zusätzlich Priester stationiert, um die vielfältige Seelsorgearbeit bewältigen zu können.
Davos Dorf wird neue Heimat
1978 wurde Pater Thomas durch den Churer Bischof zum Pfarrer für das Pfarr-Rektorat in Herz-Jesu Davos Dorf mit der Wallfahrt „Maria Schnee“ an der Tschuggenkapelle berufen. Dort wirkte er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2012. Ganze 38 Jahre lang prägte Pfarrer Fernandes das kirchliche Leben in Davos, acht Jahre gar als Dekan in Mittelbünden. Auch in Klosters wurde er immer wieder zu englischsprachigen Hl. Messen gerufen. Seine Tätigkeitsfelder waren vielseitig: Religionsunterricht, Klinikseelsorge, Begleitung und Betreuung von Erstkommunionsgruppen und Ministranten, Erstbeichten und Firmungen, Hochzeiten und Beerdigungen, Taufen, zahlreiche Beichtgespräche und die Seniorenseelsorge: Pfarrer Fernandes war für die Menschen da. Mit viel Engagement setzte er sich 1990 für die Renovierung der Herz-Jesu-Kirche ein und sorgte zudem dafür, dass diese zu einer neuen Orgel kam. Dass Davos seine zweite Heimat wurde, zeigte sich auch daran, dass er am 19. Juni 1983 das Davoser Bürgerrecht erhielt. Trotzdem führte ihn sein Weg immer wieder in seine indische Heimat Goa. Dort unterstützte er über Jahrzehnte diverse Hilfsprojekte, vor allem ein Waisenhaus. Viel finanzielle Unterstützung durch Davoser Spenden konnte dort Gutes bewirken und der damals grossen Armut entgegenwirken.
Pilzeln und Tischtennis
Berühmt war das Tischtennistalent von Pfarrer Fernandes. Manche Ministranten und Jugendliche unterlagen nach einem berüchtigten Tischtennismatch seinem Können. Sobald es möglich wurde, war Pater Thomas in den Davoser Wäldern unterwegs, um Pilze zu sammeln. Er kannte die besten Pilzplätze. Auch sein Kochtalent mit der indischen Küche galt als herausragend. Zahlreiche Davoser hat er mit seiner Küche begeistert.
Mit Leib und Seele Priester
In der Nachfolge der Apostel ist die Aufgabe des Priesters die Verkündigung des Evangeliums, die Spendung der Sakramente, insbesondere das der Eucharistiefeier sowie die sakramentalen Segnungen. Der Priester wirkt bei sakramentalen Handlugen „in persona Christi“. Das Sakrament der Weihe verleiht dazu seit den Urgemeinden ein unauslöschliches Prägemal, das zur Fortführung priesterlicher Funktionen in der Kirche Christi legitimiert. Die Kirche verbindet mit dieser Theologie den Zölibat, den Jesus als Lebensform selbst gelebt hat. Die Bischöfe der katholischen und orthodoxen Kirche stehen in der ungebrochenen Sukzession der Apostel, die durch Handauflegung und Weihegebet weitergegeben wird und zum Handeln im Namen Jesu Christi legitimiert. Deswegen bleibt ein Priester Priester, auch wenn er in der Funktion als Pfarrperson schon lange pensioniert ist. Bis zu seinem Tod feierte Pater Thomas als Aushilfe Hl. Messen in verschiedenen Pfarreien sowie in Davos, zuletzt im Zentrum Guggerbach bei den wöchentlichen Gottesdiensten mittwochs um 17 Uhr.
Nicht nur die katholische Pfarrei ist P. Thomas Fernandes zum Dank verpflichtet. 38 Jahre lang setzte er sich zum Wohl aller Menschen in Davos insbesondere auch in der Ökumene für ein gutes Miteinander ein. Möge ihm der Herr über Leben und Tod seinen treuen priesterlichen Dienst vergelten und ihm die ewige Ruhe schenken.